
Interim vs. Fractional: zwei Management-Modelle, die den Kurs Ihres Unternehmens verändern können
In den letzten Jahren haben sich polnische Technologieunternehmen dynamisch entwickelt und blicken immer selbstbewusster auf ausländische Märkte – insbesondere in der DACH-Region. Einerseits hat die Pandemie die Digitalisierung und Investitionen beschleunigt, andererseits standen viele Teams plötzlich vor der Notwendigkeit von Umstrukturierungen oder dem Aufbau neuer Kompetenzen. Das führt dazu, dass immer mehr Unternehmen externe Experten auf C-Level-Ebene hinzuziehen. In diesem Zusammenhang tauchen zwei gängige Begriffe auf: Interim Manager und Fractional Manager. Obwohl beide Lösungen auf dem Engagement von Senior Leadership außerhalb der Organisation basieren, unterscheiden sie sich in Aktivitätsumfang, Zielsetzung und zeitlichem Rahmen. Dieser Artikel zeigt, welche Merkmale jeweils charakteristisch sind und in welchen Situationen sie am besten funktionieren.
Interim Manager: Führungsrolle in Zeiten des Umbruchs
Interim Management ist ein Modell, bei dem ein Spezialist in Vollzeit in die Organisation einsteigt, in der Regel für eine befristete Dauer (meist drei bis sechs Monate). Seine Aufgabe ist es nicht nur, das Team operativ zu führen, sondern das Unternehmen auch durch wesentliche Veränderungen zu steuern: Reorganisation, M&A-Prozesse oder operative Krisen.
• Vollzeit-Engagement. Der Interim Manager „schlüpft“ vom ersten Tag an in die Rolle einer Führungskraft – er trifft Entscheidungen, überwacht die Zielerreichung und berichtet den Eigentümern oder dem Aufsichtsrat.
• Fokus auf Transformation. Kurz gesagt: Er ist dafür da, in kurzer Zeit neue Strukturen einzuführen, Kosten zu optimieren oder das Unternehmen auf einen Börsengang bzw. einen Verkauf vorzubereiten. Häufig vereint er die Funktionen von Auditor, Stratege und Change-Controller.
Beispiele:
• Start-up Y benötigte jemanden, der das Unternehmen innerhalb eines Quartals auf ein mögliches Akquisitions-Due-Diligence-Verfahren vorbereitet. Dank des Interim-CEOs verlief die Neuaufstellung der Strukturen und Prozesse schneller als geplant.
• Ein polnischer SaaS-Scale-up hat im Rahmen der Vorbereitung auf internationale Märkte die Vertriebsabteilung reorganisiert. Der Interim Manager aus der DACH-Region modifizierte die Teamstruktur und half, die ersten Kunden auf dem neuen Markt zu gewinnen.
Interim eignet sich, wenn:
• in der Organisation kurzfristig ein C-Level-Manager ausscheidet und keine Zeit für langwierige Nachbesetzungen bleibt,
• eine Finanz- oder Betriebskrise eintritt und dringend jemand Verantwortung für Restrukturierung übernehmen muss,
• das Unternehmen sich auf einen Verkauf, IPO oder eine Expansion in einen neuen Markt vorbereitet, wofür eine umfassende Strategieänderung erforderlich ist.
Fractional Manager: Experte auf Abruf
Fractional Management ist ein hybrides Modell – der Spezialist arbeitet in Teilzeit (gewöhnlich ein bis zwei Tage pro Woche) und unterstützt das Unternehmen mit Fachwissen in einem bestimmten Bereich. Seine Rolle ist beratender und strategischer Natur, wobei der Hauptnutzen in Flexibilität und relativ niedrigen Kosten besteht.
• Flexible Arbeitszeiten. Der Fractional Manager ist nicht täglich vor Ort, sondern kommt in vorher vereinbarten Zeitblöcken. So profitiert das Unternehmen von der Erfahrung eines Senior Leaders, ohne die Kosten einer Vollzeitvergütung zu tragen.
• Konzentration auf Kernbereiche. Typische Aufgaben sind die Entwicklung einer Markteintrittsstrategie im Ausland, Aufbau von HR-Prozessen, Optimierung des B2B-Marketings oder Unterstützung des Vertriebs. Der Fractional Manager fungiert als „Sparringspartner“ für die Geschäftsführung – er teilt Wissen und überwacht, dass geplante Änderungen wohlüberlegt umgesetzt werden.
Beispiele:
• Firma Z begann ihre Expansion nach Deutschland, hatte jedoch keine Erfahrung im Umgang mit dortigen B2B-Kunden. Der Fractional CMO kam zweimal pro Woche, half beim Anpassen des Pitches und überwachte die ersten Marketingkampagnen. Ergebnis: Innerhalb eines halben Jahres wurden drei Vertriebspartner gewonnen.
• Ein polnisches Fintech entwickelte eine Expansionsstrategie für den Markt „jenseits der Oder“ mit Unterstützung eines Fractional Managers, der Erfahrung in der DACH-Region mitbrachte. Das Resultat war die Gewinnung lokaler Partner und die Durchführung einer B2B-Kampagne, die innerhalb von drei Monaten einen positiven ROI erzielte.
Fractional eignet sich, wenn:
• das Unternehmen schnell wächst, aber vorerst nicht in eine Vollzeit-C-Level-Position investieren möchte,
• Expertenwissen in einem bestimmten Bereich fehlt (z. B. Markteintritt im Ausland, Aufbau von Prozessen),
• die Ziele langfristiger Natur sind und sich auf den Aufbau von Strukturen konzentrieren, statt auf eine akute Krisensituation.
Vergleich im Überblick
Merkmal |
Interim Manager |
Fractional Manager |
---|---|---|
Umfang des Engagements |
Vollzeit (meist 3–6 Monate) |
Teilzeit (1–2 Tage pro Woche) |
Hauptziel |
Transformation, M&A, schnelle Restrukturierung |
Strategische Beratung, Prozessentwicklung |
Verantwortung |
Operativ, Gesamtverantwortung |
Beratend, Überwachung der Strategieumsetzung |
Typische Situationen |
Unerwarteter C-Level-Abgang, Krise |
Geschäftsentwicklung, Markteintritt im Ausland |
Geschätzte Kosten |
Höher, aufgrund der Vollzeitbindung |
Niedriger, bezahlt pro vereinbarten Tag/Monat |
Wann welches Modell wählen?
Benötigen Sie in einer Krise oder bei einem großen Transformationsprojekt sofortige Unterstützung?
Wählen Sie einen Interim Manager. Wenn aus dem Vorstand jemand ausscheidet und Sie sich keine monatelange Vakanz leisten können oder Ihr Unternehmen auf Verkauf bzw. IPO vorbereiten muss, brauchen Sie eine Führungskraft, die sofort das Ruder übernimmt, eine neue Strategie einführt und deren Umsetzung sicherstellt. Ein Interim Manager mit Branchenkenntnis garantiert schnelles Handeln und minimiert Ausfallzeiten.
Möchten Sie Prozesse aufbauen, Kompetenzen entwickeln oder eine Expansion vorbereiten, sind aber noch nicht bereit für eine Vollzeit-C-Level-Besetzung?
Wählen Sie einen Fractional Manager. Dieses Modell ist ideal, wenn Sie eine Expansion in neue Märkte planen, aber zunächst Ihre Strategie schärfen und Voraussetzungen für spätere Maßnahmen schaffen möchten. Durch regelmäßige Beratungstage (1–2 pro Woche) erhalten Sie Zugang zu Expertenwissen und schonen gleichzeitig Ressourcen, die Sie ins Teamwachstum investieren können.
In der Praxis kombiniere ich häufig beide Modelle. Für polnische Tech-Firmen, die in die DACH-Region expandieren, beginne ich meist mit der Rolle des Fractional Managers: Ich helfe, die Besonderheiten des deutschen oder österreichischen Marktes zu verstehen, passe das Angebot an und knüpfe erste Kontakte. Wenn das Projekt an Fahrt gewinnt und intensiveres lokales Management erforderlich wird, wechsle ich für einige Monate in den Interim-Modus, um Verhandlungen zu führen und operative Prozesse von A bis Z einzuführen.
Bevor Sie eine Entscheidung treffen, beantworten Sie sich zwei Fragen:
-
Steht Ihr Unternehmen gerade vor einer abrupten Veränderung – Krise, schnelle Restrukturierung oder M&A-Prozess?
-
Brauchen Sie einen Experten, der das Wachstum fördert und Sie auf langfristiges Wachstum vorbereitet, aber noch keine Vollzeitunterstützung erfordert?
Wenn die erste Frage mit „Ja“ beantwortet wird, ziehen Sie einen Interim Manager in Betracht. Wenn Szenario zwei eher zutrifft, starten Sie mit einem Fractional Manager. Natürlich können sich beide Formen ergänzen – entscheidend ist, das Modell an Ihre tatsächlichen Bedürfnisse anzupassen.
Möchten Sie darüber sprechen, welches Modell in Ihrem Fall am besten ist? Schreiben Sie mir gerne – ich teile mein Know-how und helfe Ihnen, eine maßgeschneiderte Lösung für Ihr Business zu finden.